"Es braut sich was zusammen"
Jüdische Komponisten in Europa und die Wellen ihrer Verfolgung seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Musik
Drei Anti-Kriegs-Lieder aus den zur Jahrhundertwende entstandenen Wunderhorn-Liedern Gustav Mahlers eröffnen das Recital und stehen dem kriegspositiven europäischen Zeitgeist ihrer Entstehungszeit diametral entgegen.
Es folgen sechs jüdische, spirituell inspirierte Gesänge Darius Milhauds, in ihrer Naivität ein Statement gegen die im Zuge der Dreyfuss-Affaire noch immer hochaktuellen antisemitischen Spannungen in Frankreich der 1910er-Jahre.
Erich Wolfgang Korngold als ein Neuerer im traditionellen Rahmen repräsentiert die 20er Jahre, seine Lieder können als ein Versuch gewertet werden, den politischen Wirren dieser Zeit einen kulturellen Fluchtraum entgegenzusetzen.
Nicht so Hanns Eisler in den 30er-Jahren: seine Musik ist politisches Statement gegen den Hass im Nazi-Deutschland, er steht auch für die Komponisten im Exil in den 30er/40er Jahren.
Opfer des Nazi-Hasses waren die 1944 in Konzentrationslagern ermordeten Viktor Ullmann und Pavel Haas. Beide haben chinesische Poesie zur Vertonung gewählt - die Lieder von Haas sind kurz vor seinem Tod im Lager uraufgeführt worden.
Der aus dem Exil zurückgekehrte Chansonier und Kabarettist Georg Kreisler steht für die musikalisch-satirische Reflexion von gesellschaftlichen und politischen Themen im Stile der Nachkriegszeit.
Dietrich Henschel, Bariton
Bobae Cho, Klavier